
München ist immer eine Reise wert, vor allem in der letzten September- und der ersten Oktoberwoche, wenn das größte Volksfest der Welt mit Bier, Brezn und Fahrgeschäften lockt. Auch mit dem Rollstuhl ist das Münchner Oktoberfest eine „Mordsgaudi“.
Die gesamte Festwiese ist barrierefrei. In jedem Bierzelt gibt es Behindertentoiletten, die alle mit dem Euroschlüssel aufgesperrt werden können. Für Schwerbehinderte ist der Eintritt auf die Oide Wiesn frei.
Mit dem Rollstuhl im Bierzelt
Trotz des ein oder anderen torkelnden Wiesnbesuchers kommt man relativ gefahrlos mit dem Rollstuhl vorwärts. Die Menschen sind zumeist guter Laune, nicht im Stress und daher eher rücksichtsvoll. Angst vor großen Menschenansammlungen darf man jedoch nicht haben. In den Bierzelten gibt es gesonderte Tische, die für Rollstuhlfahrer freigehalten werden, aber leider meist schon von Fußgängern besetzt sind. Gerade größere Rollstuhlgruppen sollten daher vorher beim Festzelt reservieren. Meistens sind die Rollitische auch an recht unattraktiven Stellen in einer Ecke nahe der Behindertetoiletten. Wer lieber mittendrin statt nur dabei sein will, kann sich in den meisten Zelten auch im Innenraum an ein Tischende setzen. Das sieht die Security zwar nicht gern, aber mit einem ordentlichen Trinkgeld holt man leicht die Bedienung auf seine Seite, die einen dann gegen die Ordner verteidigt. Kleiner Tipp: Die Tische sind nicht festgeschraubt, wenn man sie ein wenig zurückschiebt, stellt der Rollstuhl kein großes Hindernis im Gang mehr da. Im Schottenhammel allerdings sind die Tische quadratisch und von festgeschraubten Bänken umgeben, so dass man sie nicht mit dem Rollstuhl unterfahren kann.
In den Biergärten gibt es leider keine Tische, die extra für Rollstuhlfahrer freigehalten werden. Häufig stehen sie so, dass man nicht mit dem Rollstuhl ans Tischende kommt. Besonders ungeeignet ist der Augustiner Biergarten, in dem auch noch ein Kiesboden aufgeschüttet ist. Bessere Chancen auf einen Platz mit Rollstuhl hat man in den Biergärten von Hacker Zelt, Ochsenbraterei, Armbrustschützenzelt und Winzerer Fähndl.
Fahrgeschäfte für Rollstuhlfahrer
Die meisten Karusells, Rutschen und Achterbahnen können nur von Rollstuhlfahrern genutzt werden, die sich umsetzen können. Oft sind die Einsteigeplattformen nur über mehrere Stufen erreichbar. Das einzige – sogar nach DIN Normen als barrierefrei zertifizierte – Fahrgeschäft ist das Riesenrad. Eine Kabine wurde mit breiteren Türen ausgestattet, das Personal ist im Umgang mit Rollstuhlfahrern geschult. Einige Schießbuden haben extra niedrige Theken, so dass auch Rollifahrer dort auf Plastikrosen anlegen können.
Wiesn-Führungen
Für Behindertengruppen gibt es seit einigen Jahren individuelle Führungen, die aus Platzgründen allerdings nur vormittags stattfinden. Nach Anmeldung (Georg P. Huber Veranstaltungsagentur GmbH, Tel.: 089/ 23 23 900) können große und kleine Leute mit Handicap Wiesn-Spaß hautnah erleben.
Anfahrt
Sowohl die U-Bahn-Haltestelle Theresienwiese (U4), als auch die U-Bahn-Haltestelle Goetheplatz (U6) verfügen über Lifte. Der Goetheplatz ist zwar nicht direkt an der Theresienwiese, dafür ist dort das Gedränge nicht so groß.
Auf dem Südteil der Theresienwiese (hinter dem Riesenrad) gibt es Behindertenparkplätze. Die Zufahrt erfolgt über die Hans-Fischer-Straße. Für die Benutzung ist ein blauer Parkausweis mit Rollstuhlfahrersymbol erforderlich.
Großraumtaxis mit Rampen dürfen dort ebenfalls Rollstuhlfahrer abliefern oder abholen. Sehr empfehlenswertes Taxiunternehmen: Minibusteam München.
Rollstuhlservice
Das medizinische Fachgeschäft von Schlieben stellt jedes Jahr fünf Rollstühle kostenlos zur Verfügung; das Rote Kreuz übernimmt an der Gepäckaufbewahrungsstelle am U-Bahnhof Theresienwiese die Ausgabe und Rücknahme der Rollstühle. Dieser Service steht Behinderten sowie jungen und alten Besuchern mit Mobilitätseinschränkungen zur Verfügung.